Agil – aber nicht führungslos: Warum Mixformen oft der schnellere Weg zum Erfolg sind
- Antonio Gasser

- 10. Aug.
- 2 Min. Lesezeit

Viele Organisationen starten ihre agile Transformation mit grossen Ambitionen – oft entlang eines klar definierten Frameworks wie SAFe, Holacracy oder Scrum@Scale. Das Ziel: mehr Flexibilität, schnellere Entscheidungen und eine höhere Anpassungsfähigkeit. Doch die Realität zeigt: Bis eine rein agile Organisation eingespielt ist, können Jahre vergehen.
Gerade in grossen Unternehmen kann diese lange Übergangsphase zur Belastungsprobe werden – für Mitarbeitende, Führungskräfte und den Unternehmenserfolg.
Das Problem reiner Framework-Agilität
Frameworks geben zwar Strukturen und Rituale vor, ersetzen aber nicht die Erfahrung, das Vertrauen und die kulturellen Voraussetzungen, die Selbstorganisation braucht. Typische Herausforderungen:
Langsame Entscheidungsprozesse in der Einführungsphase, weil Rollen und Verantwortlichkeiten neu ausgehandelt werden.
Unklarheit im Top-Management, wer bei strategischen Themen das letzte Wort hat.
Überforderung der Teams, die gleichzeitig operativ liefern und neue Arbeitsweisen lernen sollen.
Das Ergebnis: Das agile Versprechen verpufft, bevor es seine volle Wirkung entfalten kann.
Die Lösung: Hybride Führungsmodelle
Eine erfolgversprechende Alternative ist die Mixform:
Agilität in Planung und Entwicklung – Teams organisieren ihre Arbeit selbst, priorisieren Aufgaben und passen ihre Arbeitsweise iterativ an.
Hierarchie in den obersten 2–3 Führungsebenen – strategische Entscheidungen, Budgetfragen und Eskalationen werden klar zugeordnet und zügig entschieden.
So bleibt die Organisation handlungsfähig, während die agilen Strukturen wachsen und reifen.
Warum das funktioniert
Klare Verantwortung oben, Freiheit untenDie Führung gibt Richtung und Rahmen vor, Teams entscheiden eigenständig innerhalb dieser Leitplanken.
Schnellere Entscheidungen in kritischen PhasenIn strategischen Fragen muss nicht erst ein komplexer Konsensprozess durchlaufen werden.
Lernkurve ohne ExistenzdruckTeams können agile Prinzipien erproben, ohne dass jede falsche Entscheidung strategische Tragweite hat.
Kompatibilität mit bestehender KulturGerade in Organisationen, die jahrzehntelang hierarchisch geführt wurden, fällt der Umstieg in kleinen, klar gesteuerten Schritten leichter.
Fazit
Agilität muss nicht heissen, dass Hierarchie komplett verschwindet. Im Gegenteil: Ein klarer, hierarchisch geführter Rahmen an der Spitze kann der agilen Entwicklung den Schutzraum geben, den sie braucht, um wirksam zu werden. Wer als Organisationsentwickler Mixformen zulässt, kann die Vorteile beider Welten kombinieren – und so schneller von den Stärken agiler Methoden profitieren, ohne die Handlungsfähigkeit der Organisation zu gefährden.

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